ALTE SIEDLUNGSFORMEN

(IN EUROPA)


Vorbemerkung :


 

ich möchte hier einfach einmal die alten Siedlungs- und Wehrformen aus unserem Kulturkreis vorstellen.


Dabei denke ich, dass es manchmal einfach "alten Stammeskulturen" zuzuschreiben ist,

dass sich doch sehr oft Parallelitäten zu indianischen Lebens- und Siedlungsformen abzeichnen !

 



DIE GERMANISCHE FLIEHBURG



 

Die Germanen bevorzugten für ihre Siedlungen oftmals waldfreie Gebiete in Wassernähe (Tal-Auen).

Auf den Höhenzügen bzw. Bergspornen wurden meist außerdem noch "Fluchtburgen" zum Rückzug für die germanischen Siedler gebaut, denn man war nie ganz sicher vor feindlichen- und kriegerischen Überfällen. Und auch im Kampf gegen die vordringenden Römer, dienten sie noch als "Fliehburgen".

Eigentlich wurden aber diese "umwehrten Siedlungen"  den Kelten abgeschaut, mit denen man intensive Handelsbeziehungen hatte, denn die Germanen waren weniger im Bau solcher Anlagen geübt.

 

Die eigentliche "Kernburg"  konnte von mehreren Hindernisringen aus befestigten Randwällen und Palisadenwerk mit Verteidigungsplattformen und Türmen umgeben sein. Der Zugang vom Vortor zum Haupttor wurde soweit verengt, dass man von erhöhten seitlichen Brustwehren ihn schützen konnte.Zwischen der Vorburg und Hauptburg (bzw. Siedlung) zogen sich ein Vorwall und ein Hauptwall hin, denen jeweils ein Graben vorgelagert war. Im Bereich der Vorburg lagen zwischen den querverlaufenden Wällen ebenfalls kleine ebenerdige Gebäude.

Wogegen sich auf dem Hauptgelände ein großes Pfostenhaus ( was kultischen Zwecken diente) befand und mehrere Speicher, sowie einzelne Rundbauten und Grubenhäuser.

 

 

Die "Funkenburg"

 

Die im 3.Jahrhundert vor Christi erbaute "Burg"anlage liegt in Nordthüringen, am Ortsrand von Westgeußen und umfasste 4 Hektar Fläche, mit mehr als 50 Gebäuden.

( Der Name Funkenburg resultierte aus einer mittlerweile widerlegten Annahme, dass hier eine mitteralterliche Burg des Rittergeschlechts "Vuncke" gestanden hätte)



DIE SLAWISCHE RINGWALLBURG



 

Meist kennt man die Ringwallanlagen aus den Siedlungsbereichen der Kelten, so um das 3. Jht. vor Christi .

Aber auch die Römer (1000 bis 500 vor Christi) und die Slawen  (ca. zwischen dem 7. und 12.Jht. ) bauten bzw. besiedelten solche befestigten Wal- und Ringburgen.

 

Das Vorfeld einer solchen Burg (auf einer Anhöhe gelegen), bestand meist aus Palisaden, gefolgt von mehreren Spitzgräben und Wällen im Außenbereich. Dahinter befanden sich Holz-Erde-Stein-Mauern, bestehend aus zwei parallelen Pfostenreihen, deren Innenseit mit dicken Bohlen hinterlegt und mit Erde und Steinen ausgefüllt wurde. Dieser Ringwall hatte meist eine beträchtliche Höhe von mehreren Metern und vermutlich waren auch schon dort Zinnen und Plattformen zur Abwehr von Angreifern eingebaut.

Die Tore zur Burg waren mit Türmen überbaut. Das Innere der Burg bestand meist aus Einräumigen Häusern, in Pfostenbauweise

und mit freien Herdfeuern, sogenannte Wohnstallhäusern (für Mensch und Tier).

 

Die Ringwallanlage und dazugehöriges Museum in Oldenburg (Holstein)

 

Diese seltene - und archäologisch mit bedeutenste Anlage, liegt in Oldenburg /  Holstein (im Bundesland Schleswig Holstein),

im Gebiet von Wagrien.

 

Die Anlage reicht mit einem Ringwall von rund 140 m Durchmesser in die slawische Landnahmezeit der 2. Hälfte des 7. Jh.

zurück und wird Ende des 8. Jh. zur zweiteiligen Großburg von etwa 4 Hektar Innenfläche erweitert. Diese „große Landesburg

der wagrischen Slawen“ (Adam: civitas magna Sclavorum qui Waigri dicuntur) war das Herrschaftszentrum des abodritischen Teilfürstentums der Wagrier.

Von der 18 m hohen Wallkrone hat man einen wundervollen Blick in die umgebende Auenlandschaft. Diese Auenlandschaft war

zu slawischen Zeiten mit dem „Oldenburger Graben“ verbunden, verlandete dann und ist bis heute fast vollständig trockengelegt.



 

Anmerkung:

 

Nur die ersten beiden der nachfolgenden Fotos  zeigen die zeichnerische Darstellung der Wallburg-Rekonstruktion und deren ehemaligen Standort.

Die weiteren Fotos entstanden im beiliegenden Wallmuseum und dessen Freilandmuseum. Sie zeigen eine rekonstruierte Slawischen Siedlung.

 

 

 


DIE SIEDLUNG DER KELTEN


Keltische Burganlage
Keltische Burganlage

 

 

Von der Keltenzeit spricht man im Zeitraum der Eisenzeit

(ca. 1250 /1000 – 15 v. Chr.).

 

Von Bedeutung für die keltische Wirtschaft war auch der Bergbau.

(Bergbau zur Salzgewinnung  ist eindeutig nachgewiesen. Eisengewinnung und -verhüttung ist zu vermuten.)


Entlang der wichtigsten Handelsstraßen entstanden ab Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. befestigte städtische Siedlungen, sogenannte "Oppida". (Heute meist in Tschechien, Manching und Bibracte noch nachweisbar.)


Die verschiedensten antiken Quellen sprechen von mehreren keltische Stammesnamen und deren ungefähres Siedlungsgebiete, aber eine genaue Lokalisierung der Stämme und Eingrenzung des antiken Siedlungsgebietes der Kelten ist aufgrund der häufig verwirrenden Ortsangaben schwierig.

 

( So hat sich die von Caesar durchgeführte Trennung in Germanen östlich des Rheins und Kelten bzw. Gallier westlich des Rheins aufgrund archäologischer Erkenntnisse als völlig unzutreffend erwiesen.)


Die in vorchristlichen Jahrhunderten genutzte keltische Kleinburg "Castellum" ( im Gegensatz zu den größeren, stadtähnlichen "Oppida"), wie sie als kleine Zentren über das ganze Land verteilt waren, standen meist auf einem Bergsporn und wurden an der ebenen Zugangsseite von einer besonders kräftigen Mauer aus Stützbalken und Trockenmauerwerk mit vorgelagertem Graben (als Versturzwall und Grabensenke) abgeriegelt und an den steilen Flanken durch gleichartige Mauern gesichert. Der Torzugang mit Turm lag meist zurückgesetzt zwischen Wall und Steilhang.

 

Die sehr dichte Innenbebauung verlief meist in zwei Zonen, der Unterburg und Oberburg. Die Oberburg ist warscheinlich der Sitz des Burgherren gewesen und wurde daher nochmals durch einen Wall mit Palisadenbefestigungen von der Unterburg getrennt, bzw. durch diese geschützt.

 

 

Keltendorf am Dürrnberg, bei Hallein (Salzburger Land/Oesterreich)

 

Das im Salzburger Land /Oesterreich befindliche rekonstruierte Keltendorf, wurde leider mit Bauten aus dem Mittelalter ergänzt.  Aber sehr interessant ist die Darstellung der Arbeits - und Lebensweisen der keltischen Bergmänner bis ins Mittelalter. Fundstücke aus den Grabungen am Dürrnberg findet man auch  in den Holzhäusern der Kelten.


Im Versammlungshaus hört man akustische eine keltische Diskussion und in der Grabkammer liegt ein keltischer Fürst, auf seinem Streitwagen mit Waffen und reicher Grabausstattung.




DIE "MOTTE" (Turmhügelburg) DER NORMANNEN und SACHSEN


Mitteralterliche Motte
Mitteralterliche Motte

 

Die "Motte" ist im Prinzip ein turmartig befestigtes Haus. Befindet sich die Motte auf einem künstlich geschaffenen Hügel

von bis zu 10 m Höhe, so spricht man von einer "Hochmotte".

Ist der Hügel niedrig, also unter 2 m  hoch, so bezeichnet man das als "Flachmotte", wobei Letztere eher in feuchten Niederungen

oder in der Nähe von Wasserläufen errichtet wurde.

 

Die Frühformen der Motten entstanden bei den Normannen in Frankreich (später entwickelte sich dort der "Donjon" daraus).

Dieser Burgtyp verbreitete sich nach England, Süditalien und durch die Kreuzzüge sogar bis nach Syrien.

 

Diese "Turmhügelburgen" waren im 9. und 10. Jhdt. die häufigsten Behausungen für den mittleren- und niederen Adel.

 

Meist war der Zugang von einer nierenförmigen Vorburg geschützt, wo sich die Wirtschaftsgebäude befanden.

In einer kreisförmig angelegten Mauer (Holz-Erde- Mauer-Prinzip, oftmals mit bastionsartigen Vorwölbungen), war dann auf einem

künstlichen Hügel ein hölzerner- oder steinernen Turm errichtet. Hierher zog man sich bei feindlichen Angriffen zurück und nutzte zu deren Sicherung natürliche Hindernisse und Barrieren, wie umgeleitete Flussläufe die  nun einen wassergefüllten Burggraben bildeten.

 

Während die Slaven ihre Burgen mit Wall und Trockengraben umgaben, schützten die Normannen, dann aber auch die Sachsen,

ihre Burgen mit Hügel und Wassergraben.

 

Sie bauten ihre Burgen auf Hügeln unterschiedlicher Größe, immer in quelligen Niederungen in der Nähe von fließendenden Gewässern, so dass der Wehrgraben stets mit Wasser versorgt wurde.

Der Boden für den Bau des Hügels wurde aus der unmittelbaren Nähe entnommen, nämlich mit dem Aushub des Grabens.

Doch baute man den Hügel zunächst nur bis etwa 2/3 der Gesamthöhe auf, um darauf dann die Holzburg zu errichten.

Erst danach erfolgte die Grabenfertigstellung, und mit dem hier gewonnenen Aushubboden wurde die endgültige Hügelhöhe erreicht,

das heißt, die Burg wurde "eingemottet", sie wurde gegen ein Umfallen gesichert.

(Die Masse des Grabenaushubes entspricht der aufgeworfenen Masse des Burghügels.)

 

 

Turmhügelburg bei Lütjenburg (Ostholstein / Schleswig-Holstein)

 

Das Beispiel einer rekonstruierten Turmhügelburg befindet sich im Gebiet was im Frühmittelalter als "Wagrien" bezeichnet wurde (das Gebiet zwischen der Kieler Förde, der Schwentine und der Trave, d.h. fast identisch mit dem heutigen Kreis Ostholstein).

Der Name leitet sich aus dem Siedlungsgebiet des seit dem 10. Jahrhundert dort belegten slawischen Stammes der Wagrier ab.

 

Unter den Schauenburger Grafen und mit starker Beteiligung ihrer adligen Lehnsleute wird das slawische Wagrien erobert, kolonisiert und missioniert.

Diese Adligen befestigten ihren Wohnsitz mit Ringwall und Wassergraben.

Die Turmhügelburg – château à motte, die Motte, ist die häufigste Befestigungsform.

(Im Kreis Plön gibt es die Reste von 45 dieser Turmhügelburgen, elf davon standen im Umkreis von Lütjenburg.)

 

Das im Nienthal der Stadt Lütjenburg gewählte Gelände, das von dem Bächlein namens "Lütt Elv" durchströmt wird, ist typisch für die Lage von Turmhügelburgen. Der Burggraben mit einer Breite von gut sieben Metern in Höhe des Wasserspiegels und einer Tiefe von etwa 1,30 m entspricht genau den Grabenmaßen an diesen alten Burgen.

 

Das Gelände beinhaltet eine Vorburg: mit Wohnhaus des Ritters, Kapelle, Wohn- und Stallgebäude, Wirtschaftsgebäude, Schmiede mit überdachter Vorhalle, Backhaus, Speicher und Brunnen.

 

 

 

Anmerkung.

 

Auf einem der Fotos sieht man die Holzverbindungen ("mittelalterliche Holznägel"),

die alle extra dafür zur orginalen Rekonstruktion gefertigt wurden.

 

Und auf einem anderen Foto ist im Lehmziegelfußboden eine Lochartige "Fußbodenheizung" zu sehen,

diese wurde vom Außenofen (siehe Foto zuvor) beheizt.

Also, Fußbodenheizung ist keine Erfindung der Neuzeit !

 

 

 

 

 

(Bilderlink - Original by John Guthrie )